Gut 584 Jahre nachdem die ersten portugiesischen,
unrasierten und mit Skorbut befallenen Seeleute
die flache Bucht von Machico betraten, landeten
wir mit ein paar spärlichen Hopsern auf der
Landebahn von Madeira, welche kürzlich um
1 km Rollfeld auf nun immerhin 3,2 km Länge
erweitert wurde. Falls
es unter den Lesern noch Freizeitpiloten gibt,
zum Landen auf dieser lieblichen Insel bedarf
es einer Sonderlizenz, da eine verissene Landung
(diese kommt nach dem Take off) definitiv im Wasser
endet. Soweit so gut. Entsprechend unseres Auftrages
wurde schnell die Meutz Muh Travel Holding gegründet.
Mit Winkelementen und tosenten Hallorufen wurden
wir von Regina und Ray auf dem Airport zu Madeira
herzlich in Empfang genommen. Wir möchten
uns zu Beginn des Beitrages nochmals ganz herzlich
für die sensationell liebevolle Gastfreundschaft
und Hilfe der beiden sowie bei ihren Töchtern
bedanken. Allen ambitionierten Madeirareisenden
hier die Kontaktdaten für den
Fahrschein feinster Betreuung.
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Das Hotel Monte Carlo mit fallenden
Sternen, aber mit Kellnern aus der ganz
alten Schule, weißes Hemd, Fliege
und Wischtuch überm Arm. Nach abladen
der Bestellung nen Knicks wie zu Hofe.
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Ebenso herzlich mit
alten Charme und Etikette empfing uns der Portier
des Hotels Monte Carlo, der alten Dame sozusagen.
Neben zwei weiteren Hotels gehört dieses
imposante Antlitz zu den ältesten Hotels
von Funchal. Nach Süden ausgerichtet, mit
Blick auf die Bucht, dem Hafen und dem wirren
Treiben da unten in den Gassen lädt die mondäne
Terrasse mit ihren Ornamenten und gewaltigen Säulen
bis in die 3 Etage reichend, zum Kaffee ein. Nur
scheinen die großen Jahre des Monte Carlos
vorbeizusein, der dritte Stern bröckelt,
die prüfenden Blicke scheinen nicht mehr
den großen Gefallen am alt englischen Rauchsalon
mit Piano oder dem Pool auf der Dachterrasse zu
haben. Nichts für ungut, wir haben uns sehr
wohl gefühlt.
Madeira mit dem im Süden liegenden
Kanaren, im Westen die Azoren, bietet auch im
Dezember Kurzehosenwetter. Den Schirm sollte man
jedoch nicht vergessen, irgendwo auf der Insel
regnet es immer. Ob nun im Zentralgebirge, am
Nordkap, auf der Hochebene von xxx oder auf Santo
Laurencon, einer Halbinsel direkt gegenüber
der Insel Porto Santo. Madeira liegt unmittelbar
am Atlantischen Graben, welcher auf über
4000m in die Tiefe führt. Die Schuppigen
Walfischjahre sind vorbei, die der Tiefseefische
jedoch noch lange nicht. Speziell der Espada,
ein Aalähnlicher mit langer Schnauze und
gut bezahnter, durch großer Augen ausgestatteter
Fisch, der seine größten Vorzüge
in der Pfanne unter Beweis stellt. An langen,
dicht mit Ködern besetzten Schnürren
wird er in einer Wassertiefe von ca. 700 m überlistet.
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Wilde Brandung machte
den alten von Skorbut und Läusen
geplagten Seemännern immer wieder
zu schaffen.
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Hoch oder runter, meist
sehr kurvig, ja, so könnte man das Straßennetz
kurz umschreiben. Bis zu 30° Steigung sind
keine Seltenheit. Die Ausflüge waren bis
zur Einweihung der Schnellstrassen und Tunnel
sehr Zeitintensiv. Bis in den Norden benötigte
man gut 6 Stunden, mehr als 30-40 Sachen ließen
auf sich dem Asphalt bzw. den Feldwegen nicht
umsetzen. Auch sollte man sich im Gewirr der
engen Gassen Funchals genau überlegen,
ob's den ein kleiner Mietwagen für 30 Euro
pro Tag auch tut.
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Neben viel Fleeesch und
Tiefseefisch gab's natürlich auch
Zeit für romantische Ausblicke, und
die berechtigte Frage, ob nun morgen wieder
Fleeesch oder Fisch.
Manchmal auch umgekehrt.
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In der längsten
Ausdehnung misst die Insel 60 km, platt gedrückt
immerhin 600 km. Gut 250000 Madeirenser erfreuen
sich der immergrünen, voll Flora und Fauna
strotzenden Insel, wovon schlauerweise 120000
Madeirenser in Funchal leben, dem Ort der geringsten
Niederschläge und gut geschützt durch
Berge vor den Nordostwinden, welche dorten beachtlich
das Wetter bestimmen. Leider haben wir kein
Exemplar der weltbekannten Silberhalstaube gesehen,
weder im Busch noch auf der Speisekarte, umso
mehr den international weit verbreiteten DrumBeatBeatle,
eine sich immer ändernde Art kurzen Lebens.
Wer dabei noch eine Strelitze (Papageienschnabelpflanze)
sieht, der kann sagen, auf Madeira gewesen zu
sein. Durch geschickte Bewässerungskanäle,
hier wohlklingend Levadas genannt, gelingt es
den Bauern immer wieder, große Erträge
auf nahrhaften Vulkanboden zu erzielen. Allerlei
Gemüse, Obst und Kühe bis die Schwarte
kracht. 2150 km Levada ziehen sich Terrassenförmig
durch die von den Bauern als interessant erklärten
Gebieten, Gebirgen und Terrassen. Levadas gehören
zur Chefsache der Insel, jeder Mann hat hier
eine gewisse Zeit an der Instandhaltung zu investieren.
Das der Bau besagter Wasserlebensadern nicht
immer leicht war, beweist eine Überlieferung,
wo für gut 800m Wasserkanal 30 Jahre benötigt
wurden. Den dabei zu tote gekommenen Levadaerbauern
hat man auch ein Denkmal gesetzt.
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AW, steile Brandungswand
entlang einer konkretionslosen netzwerkähnlichen
Rissandeutung, welche im Trango-verdächtigen
Stil eingerichtet wurde.
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Falls es mal etwas feuchter
von oben oder am Vorabend von innen war, so
sollten man sich auf keinen fall die Höhlen
entgehen lassen. Höhlen, oder besser große,
begehbare Gaseinschlüsse im Tuffgestein,
in welche durch weitere Erruptionen wieder Lavamassen
eindrangen. zumindest ist es eine schier wundervolle
Welt mit allerlei glitzernden Kristallen, Wasserkaskaden
und allem was man in einer Tropfsteinhölle
erwartet, außer Erwin, der war im Zimmer
14. Um in diese Höhle zu gelangen, bedarf
es einer rasanten Fahrstuhlfahrt. Ihr werdet
gespannt sein, hier liegt eines der meist gehütetsten
Geheimnisse der Insel. Wieder draußen
aus der Höhle, sind wir zum wesentlichen
unserer Madeirareise gekommen, erst mal nen
Kaffee trinken, vom feinsten Rindfleisch essen
um im Anschluss kletterbares Reviers aufzustöbern.
Wir sind gut 2,5 Tage hoch und runter gefahren,
haben Gesteinsproben genommen und uns aufgrund
der drohenden Abreise (wir hatten nur 7 Tage
Zeit) für einen breiten Felsriegel in der
Brandung entschieden. Himmelsrichtung NO, somit
konnten wir bei unserer Klettertour die Anpresskraft
des stark anliegenden NO-Windes nutzen. Da es
keinen lebensfreundlichen Zugang von oben an
die Kletterwände gab, musste in alter Manier,
getreu dem Sächsischen Regelwerk von unten
eingerichtet werden. Eine von Rissen durchzogenen
Platte mit einem steilen Aufschwung zum ersten
großen Standplatz. Dort platzierten wir
zwei Bohrhaken und bohrten dann von oben zwei
schöne Warmmachrouten ein.
Alter
Weg und Sachsendreier, so heißen
die ersten zwei Wege, die wir im Norden an der
Küste einrichteten.
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